Testbericht Advance XI

Leicht unterwegs in der B-Klasse

Wir haben das neuste Kind der Thuner Gleitschirmmanufaktur ausgiebig in Spanien getestet: Ein High-B, gemacht für lange Streckenflüge. In unserem Shop kannst Du ihn jederzeit zum Testfliegen ausleihen.

Aufbau und Material

Der XI ist in gewohnt sorgfältiger Manier verarbeitet. Die unummantelten Leinen sind farblich abgetrennt und machen das Sortieren zum Kinderspiel. Angelehnt an seinen grossen Bruder Iota 2 kommt er mit einer Streckung von 5.6  und macht in allen fünf Grössen eine elegante Figur. Der Flügel ist sehr leicht gebaut, was in einem  Gewicht von 3.8 Kg (Grösse 25, 80 - 100 Kg) resultiert.

Die Traggurten sind perfekt verarbeitet, liegen gut in der Hand und sind mit einem Pitch Control System ausgestattet, welches Steuern des Anstellwinkels über die C-Gurten ermöglicht, ohne dabei das Profil zu deformieren.

Start und Flug

Der XI füllt sich gleichmässig und steigt sehr zügig, ohne zu überschiessen. Durch das geringe Gewicht steigt er wie von selbst, fast ohne Input.

Im Flug fallen bald zwei Eigenschaften auf: Der Gleitschirm ist drehfreudiger als der Iota 2, was ihn zu einem schöner zu fliegenden Flügel macht. Die Steuerdrücke sind angenehm und nehmen zum Stallpunkt stark zu. 

In der Thermik dreht er einfach, präzises Zentrieren gelingt wie von selbst. Auch in turbulenten Verhältnissen neigt er nicht zum Vorschiessen. Der Schirm liegt stabil in der Luft, angenehmes und ermüdungsfreies Fliegen auf langen Streckenflügen stand wohl im Pflichtenfheft des Entwicklers.

Der Beschleuniger braucht wenig Kraftaufwand. In turbulenter Luft kommen die C-Gurten zum Einsatz, welche ein einfaches Kontrollieren der Nickbewegungen um die Querachse ermöglichen. Dabei wird das Profil nicht verformt – ähnlich wie bei einem Zweileiner. Die Kappe fühlt sich beschleunigt satt und gespannt an, der Schirm gleitet wie auf Schienen! Der Kraftaufwand für die Kontrolle des Anstellwinkels mit den C-Gurten ist allerdings relativ hoch. Wer viel beschleunigt fliegt, wird starke Oberarme bekommen. Dies ist der einzige Punkt, der uns in den vielen Flügen nicht ganz so positiv aufgefallen ist. Die Leistung im beschleunigten Flug ist sehr gut. Bei Vergleichsflügen mit dem Sigma 10 gewann der Sigma nur im Topspeed.

Extremflug

Nach provozierten asymetrischen Klappern dreht die Kappe sehr schnell eine Vierteldrehung ab, um danach zu verlangsamen und weich zu öffnen. Die Drehgeschwindigkeit hat erstmal überrascht, ist aber mit der Bremse schnell und präzise kontrollierbar. Die selbständige und weiche Wiederöffnung des geklappten Flügels ist angenehm. Spiralen lassen sich einfach einleiten und sehr gut kontrollieren. 

Fazit

Der XI ist ein Highend-B-Flügel. Dank seiner Stabilität ist der Schirm lange ermüdungsfrei fliegbar. Das geringe Gewicht macht ihn auch für Hikepiloten, die gerne Streckenfliegen, zur ersten Wahl. Aufgrund der hohen Leistung und der Agilität empfehlen wir den Schirm erfahrenen Piloten, die schon einige Jahre fliegen und Erfahrungen mit B-Schirmen gesammelt haben. Ausserdem eignet sich der Schirm für Piloten, die von höheren Klassen absteigen möchten, aber auf einen zackigen und leistungsorientierten XC-Flügel nicht verzichten wollen. Aufsteiger aus der A-Klasse sind aufgrund der Leistung, der Agilität und dem Extremflugverhalten eher überfordert.

Ein solides Klappertraining ist Pflicht mit diesem Schirm. Zu Wissen wie das schnelle Abdrehen nach einem Klapper zu stoppen ist, macht den guten (XI-) Piloten aus.