Tadschikistan hiess das Ziel der diesjährigen Adventure-Travel-Ausgabe. Auf diesem weissen Fleck auf der Landkarte der westeuropäischen Wahrnehmung liegt das Pamir-Gebirge, welches als Teil der Himalaja-Karakorum-Hindukusch-Kette zum grössten Gebirge der Welt zählt. Der ehemalige Gliedstaat der UdSSR kann mit einer mehr als 3000-jährigen Geschichte aufwarten. Die Wiege der persischen Kultur ist hier anzusiedeln und Alexander der Grosse hatte dort schon vor Christi Geburt etliche Kämpfe ausgetragen. Marco Polos Weg auf der Seidenstrasse führte hier durch, lange bevor das kleine Land im 19. Jahrhundert zum Mittelpunkt des „Great Game“ wurde, dem Kolonialdisput der damaligen Grossmächte England und Russland. Heute erholt sich der Staat von der Sowjetzeit und dem nach deren Zerfall folgenden Bürgerkrieg und öffnet sich langsam für den Tourismus.
Inspiriert vor allem durch Stefan Bocks Alleinflug über den Pamir, wollten wir dieses Land mit dem Gleitschirm im Gepäck entdecken. Das vorhandene Kartenmaterial war dürftig: Google-Earth war unsere primäre Informationsquelle. Auf der Reise halfen uns die 500:000-Karten der Swiss Agency for Development and Cooperation SDC von Markus Hauser. Natürlich ist es nicht ganz einfach, aus solch grossen Massstäben die für die Flugvorbereitung wesentlichen Erkenntnisse zu ziehen. Öfters mal mussten wir feststellen, dass die Situation vor Ort aufgrund von nicht aus den Karten hervorgehenden Details (zufolge des grossen Massstabes) unbefliegbar ist. Doch irgendwie war das auch ganz im Sinne unserer Unternehmung: Hingehen, das Land erleben, die Landschaft mit den Augen des Gleitschirmpiloten analysieren und wenn denn alles stimmt: Fliegen!
Nicht immer sind unsere Pläne aufgegangen. Häufig hat uns auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Obschon wir wussten, dass das Vorwärtskommen auf den Schotterstrassen der abgelegenen Täler beschwerlich sein würde, fanden wir erst vor Ort heraus, wie anstrengend es tatsächlich sein kann. Trotz aller Beschwerlichkeiten haben wir ein wunderschönes Land kennengelernt, dessen landschaftliche Wildheit und Weitläufigkeit uns stets aufs Neue überwältigt hat. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen hat Sprachbarrieren scheinbar mühelos überwunden und die Systemwidrigkeiten eines korrupten Staates (fast).