Trainierst du deine Psyche?

Thomas Theurillat erklärt warum du solltest.

Thomas Theurillat ist Bergführer, Psychologe und Coach. Als langjähriger Supporter beim X-Alps kennt er sich mit dem mentalen Stress im Gleitschirmfliegen aus. Er verhilft nicht nur den grossen Stars zum Erfolg, sondern hilft auch Dir und mir beim Meistern der nächsten Hürde. Sei das ein perfekter WingOver, die ersten 50km oder der erste zweistündige Flug. Mit Hand, Herz und Hirn unterstützt er Dich beim Finden Deiner Stärken und beim Erreichen Deiner Ziele, damit Deine Saison 2017 ein Erfolg wird. 

In einem kurzen Interview hat er mir erzählt, was seine Arbeit beinhaltet und warum es sich für jedermann lohnt, seine Psyche zu trainieren.

PW: Du bist Psychologe und arbeitest seit Jahren mit grossen Namen unseres Sportes zusammen. Viele kennen dich vom X-Alps an der Seite von Chrigel. Was ist deine Aufgabe wenn du mit solchen Spitzensportlern im Einsatz bist?

TT: Beim X-Alps ist es sicher speziell, weil da habe ich jeweils zwei verschiedene Dinge gemacht: In der Vorbereitung geht es um Strategien und Taktiken, wie Chrigel seine Stärken optimal ausspielen kann. Im Rennen dann geht es mehr um Logistik und die Umsetzung der Pläne.

Grundsätzlich geht es aber bei Leistungs orientiertem Sport fast immer ums Gleiche: Die Stärken und Erfolgsfaktoren der Menschen finden und definieren, die Aufgabe vom Sport oder Wettkampf in allen Aspekten verstehen und dann ein Rezept finden, wie dies gelingen kann und was der persönliche Weg zum Ziel sein soll. Und dann trainieren, üben, testen, lernen. Solange bis man mit Vorfreude an den Start gehen kann. 

Nun sind ja nicht alle in unserem Sport auf diesem Niveau. Warum ist es auch für den Normalpiloten wichtig und spannend die Psyche zu trainieren?

Es geht doch meist um Zufriedenheit und Ansprüche. Wenn jemand so fliegt wie er fliegt und das super ist, dann muss er ja nichts daran ändern. Wenn jemand, egal auf welchem Niveau, weiterkommen will, dann kauft man sich typischerweise zuerst einen besseren Schirm und merkt dann vielleicht, dass die Gedanken, Gefühle, der Stress bei schwierigen Situationen oder auch die Motivation nach ein paar Stunden in der Luft die entscheidenden Faktoren sind - und wenn man dann was ändern will, muss man es anpacken. Oder zumindest muss man sich klar werden, was man kann und will. 

Die paraworld.ch Community hat Anfang Februar die Möglichkeit, mit dir einen Tag zu verbringen. Was dürfen die Teilnehmer erwarten? 

Die Teilnehmer dürfen sicher erwarten, dass sie sich selber besser kennenlernen. Nach diesem Tag kennt man noch besser seine eigenen Stärken und "Joker-Karten" und kann so die Flugsaison und die Träume besser planen. Was wir auch anschauen sind Methoden um Stress (z.B. am Startplatz) abzubauen, Energie & Begeisterung unterwegs (z.B. in Talquerungen) zu tanken und die Flugzeit besser zu strukturieren. Zudem findet und setzt sich jede und jeder motivierende Ziele, um die Freude am Weiterkommen zu pflegen. Coaching ist mehr als nur Mentaltraining, wir analysieren die bisherigen Erfolge und finden heraus wie der Traumflug zu realisieren ist

Eine häufige Aussage von dir ist: „Jeder Pilot trainiert Muskeln, Bewegungen, Reaktionen mit Klappern, Spiralen und Wingover. Der wichtigste „Muskel“ beim Fliegen, das Hirn, vergessen aber die Meisten.“ Warum ist es so wichtig das Hirn zu trainieren?

Wenn man am Ende eines Flugtags im Sommer die Flüge und Leistungen anschaut und miteinander vergleicht, haben die "Unterschiede" meist im Kopf stattgefunden: Einer hatte mehr Geduld, ein Anderer war cool und behielt die Nerven im Lee oder hatte einfach mehr Biss und Durchhaltewillen. All diese Dinge haben wenig mit technischem Können, Schirmbeherrschung oder SollFahrt nach McGredy zu tun, sondern mit den mentalen Aspekten des Sports. Warum nicht gleich diese stärken?

Ab welchem Niveau macht es denn Sinn, sich auf das Training der Psyche zu konzentrieren? Soll jemand kurz nach der Prüfung nicht zuerst richtig fliegen lernen?

Vielleicht ist die Flugprüfung selber gerade ein schönes Beispiel zum Thema: Warum können gewisse Leute schlechter landen nur weil heute Prüfung ist? Warum fliegen andererseits andere viel besser wenn es "darauf ankommt". Aus meiner Sicht spielt nicht das Niveau eine Rolle, sondern die Ziele und die Person. 

Was war die grösste Herausforderung die du mit einem Piloten meistern konntest?

Mentale Herausforderungen lassen sich schwer miteinander vergleichen. Aber wenn sich jemand mit Hilfe eines guten Merkspruchs auf dem Vario oder mit einem persönlichen Ritual am Tag X so verhalten kann, wie er sich das wünscht, sieht man was Coaching kann. Der grosse Aufwand von Seiko Fukuoka für den 400km Flug in Australien zeigt aber, dass gute Vorbereitung inklusive mentaler Aspekte sich dann lohnen, wenn es zu so einem schönen Resultat kommt.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir freuen uns, am Freitag 3. Februar noch mehr von dir zu erfahren. Es sind auch noch zwei, drei wenige Plätze frei für das Seminar am 4./5. Februar.

Mehr Infos zum Vortrag und dem Seminar mit Thomas findest Du in unserer Vortragsserie.