Unseren Gleitschirm haben wir zum Fliegen. Der versierte Groundhandler jedoch weiss: es kann ebenso lässig sein, damit nicht abzuheben. Beim Groundhandling lernt ihr eure, ebenso wie die Reaktionen und Grenzen eures Schirms kennen und erweitern. Ein besseres Schirmgefühl und darum sichereres Starten und ein aktiver Flugstil sind die Folge – der Meister im Groundhandling fällt nicht vom Himmel.
Aller Anfang...
Für Aufziehübungen, Bodentraining, Spiel mit dem Wind etc. hat sich allgemein der Begriff Groundhandling etabliert. Es handelt sich dabei nicht um ein leidiges Training, das man notgedrungen absolviert weil es grad nicht fliegt. Das Spielen mit Schirm und Wind bereitet Vergnügen (je besser man es kann, desto mehr), gibt warm und ist derart facettenreich, dass es als eigene Disziplin gelten könnte. Groundhandling hat zum Vorteil, dass ihr es von Anfang weg alleine üben könnt; ihr dürft auch als Schüler unbeaufsichtigt groundhandlen gehen. Wie so vieles im Leben und beim Gleitschirmfliegen ist es eine Frage der Übung und Routine. Wir empfehlen euch schon bald mit Üben anzufangen.
Was machen?
Einfach ist, wenn man von dem ausgeht, was bekannt ist: der Position zum Rückwärtsstarten. Erste Übungen könnten zum Beispiel sein:
- Ihr übt den Rückwärtsstart, so wie ihr ihn gelernt habt.
- Ich ziehe den Schirm etwas auf und bremse ihn wieder ab. So kriege ich das Gefühl, wie schnell sich der Schirm füllt und wie gut er steigt, wie viel Impuls es meinerseits bedarf (möglichst wenig, lasst den Wind die Arbeit machen). Achtet dabei auf euren Standpunkt: Stehe ich mittig, Hüfte gerade, gleichmässiger Zug auf A-Leinen und Eintrittskante? Was passiert wenn ich während des Aufziehens vom Schirm weg-, bzw. zum Schirm hinlaufe?
- Den Schirm in der Rückwärtsstartposition (eingedreht) über sich halten. Je nach Windstärke ist das schwieriger oder einfacher. Achtet auf euren Bremsimpuls: wie stark darf und muss dieser sein, damit der Schirm reagiert? – und rechts ist nun rinks und rinks lechts, oder?
- Wenn das klappt, dann ausdrehen und den Schirm in der Vorwärtsstartposition über dem Kopf halten. Ins Gurtzeug reinhängen und nach vorne (zum Horizont) schauen, den Schirm spüren (kippt er hinten weg/ schiesst er vor?) und korrigieren.
Das ist sind Ideen für den Anfang, kein Trainingsprogramm. Übt und probiert stets auch das, was euch Spass macht.
Wann und wann nicht
Fürs Groundhandling eignet sich am besten ein laminarer Wind von 10 - 20 km/h. Je besser ihr seid, mit desto mehr Wind könnt ihr umgehen. Wenn ihr noch unerfahren seid, kann zu viel Wind gefährlich und frustrierend sein. Laminare Winde, wie wir sie an Küsten finden, sind in der Schweiz selten. Achtet darauf, dass der Wind nicht zu böig ist. Oftmals eignen sich Talwinde gut zum Groundhandlen. KEIN Groundhandling bei Föhn, vor Fronten oder Gewitter!
Wo und wo nicht
Groundhandling hat zum Vorteil, dass es keinen Berg braucht – dafür aber Platz! Die Fläche muss vom Wind frei angeströmt werden können. Baumreihen, Häuser etc. haben Turbulenzen und Böigkeit zur Folge. Die Fläche sollte zudem frei von Hindernissen sein, mit denen ihr kollidieren könntet, falls etwas schief gehen würde. Umgitterte Fussballfelder, Parks in der Stadt etc. scheinen uns daher eher ungeeignet. In der Umgebung von Städten, sind oftmals Allmenden einen Besuch wert; die sind gross, gehören der Allgemeinheit und werden regelmässig gemäht (z.B. Allmend Luzern, Allmend Brunau Zürich, Allmend Frauenfeld, etc).
An manchen Start- und Landeplätzen ist Groundhandling erlaubt, an manchen nicht; informiert euch! KEIN Groundhandling solange PilotInnen am Landen sind. Verzichtet auf Groundhandling, wenn das Gras hoch steht. Viele Flugschulen haben Übungshänge; deren Nutzung unterliegt aber in den meisten Fällen einer genauen Abmachung oder Miete und ist nicht allen PilotInnen erlaubt. Fragt also bitte erst die entsprechende Flugschule und den Bauern.
Groundhandling ohne Händel mit dem Grund
Man ist dem Boden nie so nah wie beim Groundhandling. Das birgt Verletzungsgefahr. Bereitet Euch stets seriös vor (5-Punktecheck), tragt einen Helm und Handschuhe. Wenn ihr unsicher seid, schliesst Euch erfahrenen PilotInnen an. Wählt immer Verhältnisse und Plätze, die mit eurem Können und Bauchgefühl übereinstimmen. In der Ruhe und im Wind liegt die Kraft, in der Übung der Meister. Darum jetzt mal schön auf dem Boden bleiben!