Atme!
Atmend zum besseren Höhenflug
Die Atmung ist der einfachste Zugang zu unserem Unterbewusstsein. Wem das zu esoterisch tönt, hier die handfeste Erklärung dazu.
Die Atmung, ein Teil des vegetativen Nervensystems, ist gleichtzeitig der einzige Teil desselben, den wir bewusst steuern können. Zur Herzfrequenz oder zur Verdauung haben wir keinen direkten Zugang. Über die Atmung aber können wir viele unserer Körperfunktionen erreichen. Zum Beispiel können wir, über die Atmung, die Herzfrequenz regulieren. Wir können unserem Hirn Signale senden und es in seiner Funktion beeinflussen. Somit ist die Regulation von Fokus, Anspannung und Entspannung über die Atmung möglich. Diese Zustände sind im Leben und auch beim Fliegen zentral, womit wir beim Thema sind.
Die Atmung für das Fliegen
Wie schon im Artikel über das Freediven beschrieben, können wir verschiedene Atemtechniken für das Fliegen nutzen. Wer sich länger fokussieren kann, fliegt länger und trifft die besseren Entscheidungen. Wer sich aktiv entspannen kann, verbraucht weniger Energie und hat somit mehr für längere Flüge übrig. Wer sich nach einem Schrecken schnell erholen kann, denkt bald auch wieder klar, erkennt Möglichkeiten und kann gute Entscheidungen treffen.
In unseren Flugreisen ins Berner Oberland und nach Madeira werden wir diese Erkentnisse praktisch während einer Yogastunde vor dem Fliegen einbauen.
Vereinfachte physiologische Erklärung
Das einatmen vergrössert den Brustraum, das Herz und die grossen Blutgefässe bekommen mehr Volumen. Somit strömt, nach Bernoulli, das Blut darin langsamer. Das kennen wir aus dem Aerodynamikunterricht. Unser Herz und Hirn gegistrieren das und das Hirn befiehlt dem Herz schneller zu pumpen. Beim Ausatmen verkleinert sich der Brustraum, das Hirn sendet: geh weg vom Gas, take it easy.
Über die Atmung kann also die Herzfrequenz reguliert werden. Und dem Hirn das Signal der Sicherheit und Entspannung gegeben werden. Oder umgekehrt auch das Signal zum aufwachen und zu fokussieren. Somit kann das Hirn die Funktion des Hirns regulieren.
Während Stressmomenten beschleunigt sich die Herzfrequenz. Dei Muskeln spannen sich an, die Wahrnehmung fokussiert sich auf die mögliche Gefahr und blendet Aussenstehendes aus (z. B. die schlecht sichtbare Telefonleitung am Rande des Landeplatzes). Entspannung fördert Weitblick, kreatives Denken und erweitert die Wahrnehmung für potentielle Gefahren und vor allem auch für Möglichkeiten.
Grundsätzlich fördert eine langsamere Aus- als Einatmung die Entspannung. Gut funktioniert ein Atemzyklus von ungefähr zehn Sekunden. Vier Sekunden für die Ein- und 6 Sekunden für die Ausatmung. Schon nach wenigen Atemzügen entspannt sich der Körper und die kognitiven Fähigkeiten steigern sich.
Das Atemtraining für Zuhause
Hier ein paar einfache Techniken, um zu lernen, wie man sich im Flug besser entspannen kann. Damit das dann in der Luft auch abrufbar ist, lohnt es sich regelmässig zu üben. Ein paar Minuten, über den Tag verteilt, reichen.
Der Body Scan
Eine einfache Technik um die Körperwahrnehmung zu schulen. Am besten geht das am Anfang im liegen oder im sitzen. Mit einer Hand auf dem Bauch, um die Atembewegung in der Bauchregion zu spüren. Wie bewegen sich Bauch und Zwerchfell? Später kommen alle weiteren Körperteile hinzu, bis ein komplettes „Bild“ des Körperzustandes wahrnehmbar ist und somit auch gezieltes entspannen möglich wird.
Die Box Atmung
Die erprobte Methode um den Atem steuern zu lernen. Während gleichbleibend langen Einheiten wird eingeatmet, der Atem gehalten, ausgeatmet, gehalten und wieder eingeatmet. Am Anfang sind vier Sekunden genug, Mit ein wenig Training werden die einzelnen Seiten der Box länger.
Der natürliche Seufzer
Ist die effektivste Methode um in akuten Stresssituationen die Herzfrequenz wieder nach unten zu regulieren. Das Seufzen ist ein natürlicher Vorgang, den wir durch den Tag und im Schlaf immer wieder unbewusst machen. Das Seufzen zeigt die besten Resultate, sowohl im kurz- wie auch längerfristigen Senken der Herzfrequenz. Man atmet tief durch die Nase ein, gefolgt von einem oder mehreren schnellen Atemstössen zum kompletten Füllen der Lunge. Danach folgt ein passives und langsames ausatmen. Die Schultern entspannen sich, die Herzfrequenz sinkt und man kann wieder schnell wieder offener denken.
Die Anwendung im Flug
Im Bodyscan geübt, wird dieser auch in der Luft angewendet. Ein fortwährendes Überprüfen des ganzen Körpers und der Atmung auf unnötig viel Spannung und somit Energieverlust, hilft Anspannung früh zu bemerken. Talquerungen oder die Strecke zwischen den Thermikschläuchen sind gute Momente, um den Bodyscan zu machen. Je entspannter der Körper, desto mer Vol libre!
Die Zwerchfellatmung mit langsamer Ausatmung unterstützt dauerhaft beim Entspannen. Regelmässiges Seufzen, z. B. nach einer turbulenten Passage, ist der schnelle Weg zurück in den gechillten Flugstil.
Wir wünschen Dir gute und entspannte Flüge und hoffen, dass Dir dieser Input hilft, noch besser und sicherer durch die dritte Dimension zu gleiten!